Nur eines von fünf Unternehmen gab Ende 2022 innerhalb einer Studie an, Künstliche Intelligenz (KI) bereits einzusetzen. Aufseiten der Personalvermittlungen ist der Anteil mit knapp 50 Prozent jedoch weitaus größer.
Wie so häufig, wenn es um den Einsatz von künstlicher Intelligenz geht, gibt es zwischen Befürwortern als auch Kritikern rege Diskurse. Deswegen wollen wir in diesem Text einen Blick drauf werfen, ob und wie KI Recruiting-Prozesse auf den Kopf stellen kann und welchen Vorteilen und Herausforderungen Unternehmen bei der Implementierung gegenüber stehen.
Welche Möglichkeiten gibt es, KI im Recruiting einzusetzen?
- Automatisierte Lebenslauf-Analyse: KI kann den Prozess der Lebenslauf-Analyse erheblich beschleunigen und verbessern. Durch maschinelles Lernen und natürliche Sprachverarbeitung können Systeme Bewerbungen automatisch analysieren, relevante Erfahrungen und Qualifikationen identifizieren und die besten Kandidaten auswählen. Dies spart Zeit und reduziert menschliche Fehler. Mit eigens für Ihre Anforderungen erstellten sogenannten „Custom GPTs“ lassen sich vergleichsweise schnell eigene KI-Anwendungen entwickeln, die nicht generisch sondern gezielt auf Ihre Anforderungen hin Lebensläufe analysieren, vergleichen und wenn gewünscht auch bewerten oder ranken.
- Chatbots für Bewerberkommunikation: KI-gesteuerte Chatbots können rund um die Uhr mit Bewerbern kommunizieren, häufig gestellte Fragen beantworten und sie durch den Bewerbungsprozess führen („Robot Recruiting“). Diese Chatbots können auch den ersten Screening-Prozess übernehmen, indem sie grundlegende Informationen sammeln und bewerten.
- Zielgerichtete Active-Sourcing-Anschreiben: Mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz kann es erheblich einfacher werden, ansprechende Anschreiben für verschiedene Persona zu erstellen als auch effiziente Boolesche Suchanfragen zu gestalten, um die idealen Bewerber auf unterschiedlichen Netzwerken ausfindig zu machen.
- AI-gestützte Matching-Technologie: KI kann die Effizienz des Matching-Prozesses zwischen Bewerbern und offenen Stellen erheblich verbessern. Durch die Analyse von Fähigkeiten, Erfahrungen und Präferenzen sowohl auf Seiten der Kandidaten als auch der Stellenanforderungen, kann die KI präzise Übereinstimmungen identifizieren. Dies führt zu besser passenden Empfehlungen und erhöht die Erfolgsrate von Einstellungen.
- Personalisierte Stellenanzeigen: KI kann dabei helfen, Stellenanzeigen zu personalisieren und passenden Kandidaten gezielt auszuspielen. Durch die Analyse von Daten aus sozialen Netzwerken, Jobportalen und anderen Quellen kann KI potenzielle Bewerber identifizieren und ihnen relevante Stellenangebote anzeigen.
Welche Vorteile bringt KI im Recruiting?
- Effizienzsteigerung: Durch die Automatisierung zeitaufwändiger Aufgaben wie der Lebenslauf-Analyse und der ersten Kontaktaufnahme können Recruiter ihre Zeit effizienter nutzen und sich auf strategischere Aufgaben konzentrieren. Dies beschleunigt den gesamten Recruiting-Prozess und reduziert die Time-to-Hire.
- Verbesserte Entscheidungsfindung: KI liefert datengestützte Einblicke, die Recruitern helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Durch die Analyse großer Datenmengen kann künstliche Intelligenz Muster und Trends erkennen, die menschliche Recruiter möglicherweise übersehen würden, und so die Qualität der Einstellungen verbessern.
- Erhöhung der Bewerberzufriedenheit: Durch den Einsatz von KI-Chatbots erhalten Bewerber schnelle Antworten auf ihre Fragen und werden durch den Bewerbungsprozess geführt. Dies verbessert die Kommunikation und trägt zu einer positiven Bewerbungserfahrung bei.
- Kosteneffizienz: Der Einsatz von KI kann langfristig Kosten sparen, indem er manuelle, repetitive Arbeitsschritte reduziert und den Recruiting-Prozess effizienter gestaltet. Dies ermöglicht es Unternehmen, ihre Ressourcen besser zu nutzen und gleichzeitig die Qualität ihrer Einstellungen zu verbessern.
Mit welchen Herausforderungen ist man bei Nutzung von KI im Recruiting konfrontiert?
- Datenschutz und ethische Bedenken: Der Einsatz von KI im Recruiting wirft wichtige Fragen zum Datenschutz und zur Ethik auf. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie die Datenschutzrichtlinien einhalten und transparent darüber sind, wie sie die Daten der Bewerber verwenden. Zudem müssen ethische Richtlinien entwickelt werden, um sicherzustellen, dass KI fair und verantwortungsvoll eingesetzt wird.
- Abhängigkeit von Datenqualität: Die Wirksamkeit von KI hängt stark von der Qualität der zugrunde liegenden Daten ab. Ungenaue oder unvollständige Daten können zu falschen Ergebnissen führen und den Recruiting-Prozess beeinträchtigen. Es ist daher entscheidend, dass Unternehmen ihre Daten regelmäßig überprüfen und aktualisieren.
- Mögliche Biases: So sehr KI auch dafür eingesetzt werden kann und sollte, um vorurteilsfreie, objektive Entscheidungen zu treffen, so besteht auch die Gefahr, dass Vorurteile reproduziert werden, falls die Daten, mit denen sie gefüttert wird, biased sind.
- Technologische Herausforderungen: Die Implementierung und Wartung von KI-Systemen erfordert technisches Know-how und Ressourcen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie über die nötige Infrastruktur und das Fachwissen verfügen, um KI erfolgreich in ihren Recruiting-Prozess zu integrieren.
- Akzeptanz bei Recruitern und Bewerbern: Die Einführung von KI im Recruiting kann auf Widerstand bei Recruitern und Bewerbern stoßen. Recruiter könnten befürchten, dass ihre Rolle durch KI überflüssig wird, während Bewerber skeptisch gegenüber automatisierten Bewertungen und dem Mangel von menschlichem Kontakt sein könnten.
Unternehmen können mit Transparenz punkten, sollten auf Objektivität und vor allem den Faktor Mensch Wert legen
51% wünschen sich Transparenz hinsichtlich des Einsatzes von KI.
66% denken über die Möglichkeit unvollständiger Daten nach, was weniger objektive Entscheidungen durch KI zur Folge haben kann.
75% sehen die Entscheidungsfindung weiterhin beim Menschen.
Befragte hoffen auf höhere Effizienz und Produktivität dank KI
67% rechnen mit einer Reduzierung der manuellen Aufgaben & der Time to Hire.
55% erwarten mehr Effizienz für BewerberInnen im Bewerbungsprozess.
Mehr als jede fünfte bis sechste befragte Person schätzt den Einsatz von KI insbesondere für Sourcing (63%), Screening (53%) und Planung/Koordinierung (59%) als hilfreich ein.
Quelle Abbildung: hr-monkeys
Fazit: KI als wertvolles Werkzeug im Recruiting
Die Integration von Künstlicher Intelligenz in den Recruiting-Prozess bietet zahlreiche Vorteile, von der Effizienzsteigerung bis zur Verbesserung der Entscheidungsfindung. KI kann den Bewerbungsprozess für Kandidaten angenehmer gestalten und Unternehmen dabei helfen, die besten Talente zu finden und einzustellen. Allerdings müssen Unternehmen die Herausforderungen, insbesondere im Bereich Datenschutz und Ethik, sorgfältig berücksichtigen.
Die Strategie sollte die Effizienz und Benutzerfreundlichkeit genauso sehr berücksichtigen, wie auch die Notwendigkeit von Emotionen und Menschlichkeit.
Mit der richtigen Strategie und den passenden Technologien kann künstliche Intelligenz dann zu einem unverzichtbaren Bestandteil eines modernen, effizienten Recruiting Prozesses werden.